TOBIAS KASPAR, LORETTA FAHRENHOLZ, HANS-CHRISTIAN LOTZ
“Digital Black and White Photography”
Vernissage: 16. Mai 2009 - 19 Uhr bis 24 Uhr
Ausstellung: 17. Mai - 14. Juni 2009

A sitzt in Jackett und Krawatte gekleidet an einem spiegelblanken Tisch vor hellblau-monochromem Hintergrund. Vor ihm stehen eine Papiertüte und eine Ketchupflasche.
Er greift in die Tüte (lautes Rascheln). A blickt in die Tüte und zieht eine Papierserviette heraus. Er entnimmt der Tüte eine Pappschachtel, stellt diese vor sich hin und legt die Tüte beiseite.
Aus einem nicht sichtbaren Außen dringen die Hintergeräusche einer Großstadt in den Raum.
A bewegt sich beiläufig, unvermittelt. A nimmt aus der Pappschachtel einen in Papier eingewickelten Burger, legt diesen auf den Tisch und entwickelt ihn.
A nimmt die obere Hälfte des Burgers ab und greift gleichzeitig nach der Ketchupflasche, die er mehrfach und rhythmisch schüttelt, bis Ketchup aus der Flasche kommt. A lächelt dabei.
A (zur Ketchupflasche): “Listen. Come out.”
A klappt den Burger wieder zu und tunkt diesen in das Ketchup. (Ein kurzer, sehr heller Ton wird im Moment des Dippens vernehmlich.
[Es erinnert an alte Werbungen; ein strahlendes Gebiss (Zahncreme) wird durch einen kleinen Stern am Zahn veranschaulicht,
hier durch Vertonung (Bling = Veredelung): es ist Werbung für Ketchup]. A beißt vom Burger ab und verschließt die Flasche. Die Ellenbogen auf die Tischkante gestützt,
blickt A kauend mit leerem Blick an der Kamera vorbei. Zwischen den Bissen betrachtet A wiederholt und mit ausdrucksloser Miene die vor ihm liegenden Gegenstände,
wischt sich den Mund ab, berührt zögerlich die Objekte auf dem Tisch, um seine jeweiligen Vorhaben wieder zu unterbrechen.
Den nicht komplett aufgegessenen Burger legt A in die Verpackung zurück, steckt diese in die Pappschachtel und beides in die Tüte. Sich ein letztes Mal den Mund abwischend,
verschwindet auch die Serviette in der Tüte. A zerknüllt diese und schiebt sie mit der Ketchupflasche beiseite.
Er faltet die Hände ineinander, leckt sich die Lippen und blickt („The way he looked!“) immer wieder teilnahmslos in die Kamera.
[ ...]
Der Blick auf das visuell und hinsichtlich seiner Handlungsfolge minimalisierte Spektrum, augenfällig werdend durch die Kontrastierung mit den Geräuschen eines Außen,
das nur als Abwesendes vorhanden bleibt, kann zu einer befriedigenden Empfindung der undatierten Leere und Bedeutungslosigkeit führen, und fordert gleichzeitig zu
einer apokryphen Füllung der angebotene Oberfläche auf, deren hinzugewonnene Signifikanz später rezykliert werden kann (Re-Entry).
Wie das Bild (Ikon) deiktische Wurzeln besitzt, weist auch die Sprache dergleichen auf (Apo-deixis) und impliziert die Anwesenheit von Sachverhalten,
die sich gezeigt haben müssen, wenn sie gesagt werden worden sind.
[ ...]
A: “Aaahm...“
(Close-Up auf das Gesicht)
A: “...my name is Andy Warhol and, aah, I just finished eating, aah, a Hamburger.”

 

Valerie Knoll
Hannes Loichinger